Was tun bei Fahrerflucht? So gehen Sie richtig vor
Ein Autounfall ist immer eine stressige und unangenehme Erfahrung. Wenn der Unfallverursacher jedoch einfach vom Unfallort flüchtet, wird die Situation noch schwieriger und belastender. Fahrerflucht ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch eine Straftat. Für die betroffene Person ist es besonders wichtig, in dieser Situation richtig zu handeln, um den Schaden möglichst gut regulieren zu können. In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie bei Fahrerflucht tun sollten, welche rechtlichen Schritte notwendig sind und wie Sie sich bestmöglich absichern können.
Sofortmaßnahmen nach der Fahrerflucht
Wenn Sie Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht geworden sind, ist es entscheidend, dass Sie trotz des Schocks ruhig und besonnen bleiben. Es gibt einige wichtige Schritte, die Sie sofort unternehmen sollten:
Unfallstelle absichern
Der erste Schritt nach einem Unfall, unabhängig davon, ob Fahrerflucht vorliegt oder nicht, ist die Sicherung der Unfallstelle. Schalten Sie die Warnblinkanlage Ihres Fahrzeugs ein, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen, und stellen Sie ein Warndreieck in ausreichender Entfernung auf. Tragen Sie eine Warnweste, um Ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, besonders wenn der Unfall auf einer viel befahrenen Straße oder bei schlechten Sichtverhältnissen passiert ist.
Erste Hilfe leisten
Überprüfen Sie, ob jemand verletzt wurde, und leisten Sie gegebenenfalls Erste Hilfe. Auch wenn der Unfallverursacher geflohen ist, haben Sie die Verantwortung, sich um Verletzte zu kümmern. Rufen Sie den Notruf (112) und schildern Sie die Situation. Geben Sie an, dass der Verursacher den Unfallort verlassen hat, damit die Einsatzkräfte entsprechend reagieren können.
Augenzeugen suchen
Nun können Sie sich auf die Suche nach möglichen Augenzeugen. Personen, die den Unfall gesehen haben, können wertvolle Informationen liefern, die später bei der Identifizierung des flüchtigen Fahrzeugs helfen können. Fragen Sie nach Namen und Kontaktdaten der Zeugen und bitten Sie sie, eine kurze Aussage über das Geschehene zu machen. Je detaillierter die Informationen über das flüchtige Fahrzeug sind, desto besser. Merkmale wie das Kennzeichen, die Fahrzeugmarke, die Farbe und auffällige Beschädigungen können entscheidend sein.
Eigene Beweissicherung
Falls es keine oder nur wenige Zeugen gibt, sollten Sie selbst so viele Informationen wie möglich sammeln. Notieren Sie sich alles, was Sie sich merken können: Das Kennzeichen, falls Sie es noch gesehen haben, die Fahrzeugmarke und -farbe, den genauen Zeitpunkt und den Ort des Unfalls sowie die Fahrtrichtung des flüchtigen Fahrzeugs. Machen Sie Fotos von der Unfallstelle, den Schäden an Ihrem Fahrzeug und eventuell vorhandenen Spuren wie Lackabrieb, Glassplittern oder Reifenspuren. Diese können später als Beweis dienen.
Die Polizei informieren
Nachdem Sie die Unfallstelle gesichert und alle wichtigen Informationen gesammelt haben, sollten Sie unverzüglich die Polizei verständigen. Fahrerflucht ist eine Straftat, die mit empfindlichen Strafen geahndet wird. Daher ist es wichtig, dass der Vorfall offiziell gemeldet wird.
Strafanzeige erstatten
Rufen Sie die Polizei (110) und schildern Sie den Vorfall so genau wie möglich. Geben Sie alle gesammelten Informationen weiter, einschließlich der Zeugenaussagen und Ihrer eigenen Beobachtungen. Die Polizei wird dann eine Strafanzeige wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort aufnehmen. In der Regel wird die Polizei versuchen, das flüchtige Fahrzeug anhand der Beschreibung und möglicher Zeugenhinweise zu ermitteln.
Polizeilicher Unfallbericht
Fordern Sie unbedingt eine Kopie des polizeilichen Unfallberichts an. Dieser Bericht enthält alle wichtigen Details zum Unfallhergang und ist für die spätere Schadensregulierung durch Ihre Versicherung unerlässlich. Der Unfallbericht dokumentiert auch, dass Fahrerflucht vorliegt, was in der weiteren Abwicklung des Falls von großer Bedeutung ist.
Kontaktaufnahme mit der Versicherung
Sobald Sie den Unfall der Polizei gemeldet haben, ist es wichtig, auch Ihre Versicherung so schnell wie möglich über den Vorfall zu informieren. Selbst wenn der Unfallverursacher nicht sofort ermittelt werden kann, ist eine frühzeitige Meldung entscheidend für die Schadensregulierung.
Haftpflicht- und Kaskoversicherung
Teilen Sie Ihrer Haftpflicht- oder Kaskoversicherung alle relevanten Informationen mit, die Sie bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt haben. Dazu gehören der Polizeibericht, die Kontaktdaten der Zeugen und alle Beweise, die Sie gesichert haben. Die Versicherung wird den Schaden aufnehmen und Ihnen mitteilen, welche weiteren Schritte notwendig sind.
Falls Sie eine Vollkaskoversicherung haben, kann diese unter Umständen für den Schaden an Ihrem Fahrzeug aufkommen, auch wenn der Verursacher zunächst nicht gefunden wird. Ihre Versicherung wird dann in der Regel den flüchtigen Unfallverursacher suchen und, falls dieser ermittelt werden kann, Regressansprüche stellen, um die Kosten zurückzuholen.
Schadenminderungspflicht
Es ist wichtig zu wissen, dass Sie gegenüber Ihrer Versicherung eine Schadenminderungspflicht haben. Das bedeutet, dass Sie alle notwendigen Maßnahmen ergreifen müssen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört auch, dass Sie Ihr Fahrzeug nach dem Unfall sichern und, falls notwendig, in eine Werkstatt bringen, um weitere Schäden zu vermeiden.
Wie geht es weiter? – Die Ermittlung des Unfallverursachers
Nachdem der Unfall bei der Polizei und Ihrer Versicherung gemeldet wurde, beginnt die Suche nach dem flüchtigen Unfallverursacher. Doch wie stehen die Chancen, dass der Täter gefunden wird, und was können Sie in der Zwischenzeit tun?
Ermittlungsverfahren
Die Polizei wird alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um den Unfallverursacher zu ermitteln. Dazu gehören die Befragung von Zeugen, die Auswertung von Überwachungskameras in der Nähe des Unfallortes und die Suche nach dem Fahrzeug anhand der Beschreibung und des möglicherweise notierten Kennzeichens. Auch Hinweise aus der Bevölkerung können dazu beitragen, den Täter zu finden.
Erfolgschancen
Die Erfolgschancen, den Unfallverursacher zu finden, hängen von verschiedenen Faktoren ab. Wenn das Kennzeichen des flüchtigen Fahrzeugs bekannt ist, stehen die Chancen gut, den Fahrer zu identifizieren. Auch Zeugen, die das Fahrzeug oder den Fahrer gut beschreiben können, erhöhen die Erfolgswahrscheinlichkeit. Allerdings bleibt in manchen Fällen der Unfallverursacher unbekannt, was die Schadensregulierung erschwert.
Was tun, wenn der Verursacher nicht gefunden wird?
Sollte der Unfallverursacher trotz aller Bemühungen nicht ermittelt werden können, stehen Sie nicht völlig schutzlos da. Ihre Vollkaskoversicherung wird in vielen Fällen für den Schaden aufkommen, sofern dieser mitversichert ist. Allerdings müssen Sie in diesem Fall eventuell mit einer Höherstufung in der Schadensfreiheitsklasse rechnen, was zu höheren Versicherungsprämien führen kann.
Rechtliche Schritte und Entschädigung
Fahrerflucht ist eine Straftat, die nicht nur zivilrechtliche, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen für den Täter haben kann. Wenn der Unfallverursacher ermittelt wird, stehen Ihnen verschiedene rechtliche Möglichkeiten offen.
Strafrechtliche Konsequenzen für den Täter
Der Täter kann wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort (Fahrerflucht) strafrechtlich verfolgt werden. Die Strafen reichen von Geldstrafen bis hin zu Freiheitsstrafen, je nach Schwere des Unfalls und den Folgen. Zusätzlich droht dem Täter der Entzug der Fahrerlaubnis.
Zivilrechtliche Ansprüche
Neben den strafrechtlichen Konsequenzen können Sie zivilrechtliche Ansprüche gegen den Unfallverursacher geltend machen. Dazu gehört die Forderung nach Schadensersatz für die Reparaturkosten Ihres Fahrzeugs, eventuell anfallende Mietwagenkosten und im Falle von Verletzungen Schmerzensgeld. Diese Ansprüche können entweder direkt an den Täter oder an dessen Versicherung gerichtet werden.
Unterstützung durch einen Anwalt
In komplexen Fällen oder wenn es um höhere Schadenssummen geht, kann es sinnvoll sein, einen Anwalt hinzuzuziehen. Ein spezialisierter Anwalt für Verkehrsrecht kann Ihnen helfen, Ihre Ansprüche durchzusetzen und Sie in rechtlichen Fragen beraten. Viele Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten für einen Anwalt, wenn Sie in einen Unfall verwickelt sind.
Präventive Maßnahmen: Wie Sie sich vor Fahrerflucht schützen können
Auch wenn man Fahrerflucht nicht vollständig verhindern kann, gibt es dennoch einige Maßnahmen, die das Risiko verringern oder Ihnen im Ernstfall helfen können.
Dashcams als Beweismittel
Die Verwendung einer Dashcam kann eine wertvolle Hilfe sein, um den Unfallhergang zu dokumentieren und den flüchtigen Fahrer zu identifizieren. In vielen Ländern ist der Einsatz von Dashcams legal, solange bestimmte Datenschutzvorschriften eingehalten werden. Eine Dashcam kann im Fall einer Fahrerflucht entscheidende Hinweise liefern, indem sie das Kennzeichen und die Details des flüchtigen Fahrzeugs aufzeichnet.
Sicheres Parken
Wenn Sie Ihr Fahrzeug abstellen, wählen Sie nach Möglichkeit gut beleuchtete und belebte Parkplätze. Fahrzeuge, die an abgelegenen oder dunklen Orten abgestellt sind, laufen eher Gefahr, Opfer von Fahrerflucht zu werden, da der Täter dort weniger Zeugen fürchten muss.
Fazit
Fahrerflucht ist und bleibt eine unangenehme Erfahrung. Indem Sie ruhig bleiben, die Polizei und Ihre Versicherung informieren und alle verfügbaren Beweise sammeln, können Sie Ihre Chancen maximieren, den Schaden erfolgreich regulieren zu lassen. Gleichzeitig ist es wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko einer Fahrerflucht zu minimieren. Wenn der Täter gefasst wird, stehen Ihnen rechtliche Möglichkeiten offen, um eine Entschädigung zu erhalten und den Unfallverursacher zur Verantwortung zu ziehen.